Datenanalyse
Weltklimakonferenz: Wie viel Klima steckte im Programm des ÖRR?
Die Weltklimakonferenz und die Öffentlich-Rechtlichen: Wie sieht das Programm aus, das während der COP26COP Conference of the Parties. Damit ist die jährlich stattfindende Vertragsstaatenkonferenz der UN-Klimarahmenkonvention gemeint. stattfand, konkret: Wie hoch ist der Anteil der Sendungen mit Klimabezug in diesem Zeitraum? Nachdem wir hier bereits einige qualitative Aspekte bei der Berichterstattung über die Konferenz näher beleuchtet haben, richten wir unseren Blick auf die Quantität. Konkret: Das Programm mit Klimabezug, das während der Weltklimakonferenz in Glasgow stattfand - oder vielleicht nicht stattfand.

Man könnte annehmen, dass nach den Ereignissen im Sommer – Flut im Ahrtal und “Klimawahl” – die Dringlichkeit und Bedeutung der Klimakrise auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk angekommen ist. Zumal ja eine Klimakonferenz ein willkommener Anlass ist, viel näher auf verschiedene Aspekte der Klimakrise einzugehen. Die BBC macht vor, wie es gehen kann und hatte schon vorher ihr Programm auf die Konferenz abgestimmt, denn “This summit will be a hugely significant moment in the global response to climate change”, so Tim Davie, der Generaldirektor der BBC.
In Deutschland bleiben nur gute Absichten
Eine ähnliche Pressemitteilung sucht man bei der ARDARD Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland vergeblich. Wie auch: schließlich gibt es bei dem Sender anlässlich der COP26 kaum Sendungen mit Klima-Themen über die tagesaktuelle Berichterstattung hinaus. Anders beim ZDFZDF Zweites Deutsches Fernsehen: Zumindest am Eröffnungstag der Weltklimakonferenz hatte der Sender sein Programm angepasst. Formate wie “planet.e” haben sich des Themas im linearen Fernsehen angenommen, außerdem gibt es einige Formate in der Mediathek und ein paar Klimagrafiken auf der Senderhomepage. Außerdem haben die Programmplaner größere Programmblöcke mit einigen Dokus besetzt. Die allerdings zu Unzeiten: in den Zeiträumen 1 Uhr bis 3:45 Uhr und 1:15 Uhr bis 3:30 Uhr. Nicht gerade die Primetime.
Keine Überraschungen im Vergleich zu vorherigen COPs
In der Programmauswertung, die von uns Anfang November veröffentlicht wurde, haben wir mal nachgeschaut, wie viel “Klima” im Programm des öffentlich-rechtlichen Rundfunks steckt. Dazu haben wir die öffentlich zugänglichen Programmbeschreibung von 21 Sendern des ÖRR, unter anderem von Das Erste und ZDF, mit datenwissenschaftlichen Methoden ausgewertet. Dabei stellte sich heraus, dass die Programmgestaltung sehr ereignisgetrieben ist: während der Klimakonferenzen oder des globalen Klimastreiks gab es kurzfristig einen starken Zuwachs an Klimasendungen, der schnell wieder abebbte. Nach der Weltklimakonferenz in Glasgow haben wir die neueren Daten mit eingespielt und erlebten keine Überraschung. Die aktuelle Auswertung (Datenstand 12.12.21.) zeigt deutlich, dass die COP26 zwar als Ereignis im Programm stattfand, allerdings von der Häufigkeit hinter den Weltklimakonferenzen der letzten Jahre bleibt.
Was bleibt von der Klimakonferenz für das lineare Fernsehen?
Bei der Programmgestaltung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist noch viel Luft nach oben. Die Annahme, die Klimakrise sei endlich bei den Programmmacher:innen angekommen, konnte sich also nicht bestätigen. Erstens, da dieser Weltklimakonferenz weniger Beachtung geschenkt wurde, obwohl die Dringlichkeit zum Handeln in der Klimakrise stark gestiegen ist. Zweitens, da sehr schnell wieder zum Status quo übergegangen wurde. Der Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Michael Brüggemann hat also recht: “Klimawandel bleibt ein Nischenthema.”
nos

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