Eine Kuh macht Muh…

… vie­le Kühe machen Methan. Sind Kühe also schlecht fürs Kli­ma? Die­ser Fra­ge geht der tagesschau.de-Artikel “Kli­ma­kil­ler Kuh?” auf den Grund - und gibt dabei lei­der eine ein­sei­ti­ge und etwas irre­füh­ren­de Antwort. 

Die Autorin Bar­ba­ra Ber­ner beschreibt die grü­ne Idyl­le des hes­si­schen Klein­bau­erns Lorenz und sei­ner Fami­lie. Sei­ne Kühe haben genug Aus­lauf auf dem mit Klee­gras bewach­se­nen Wei­de­land und tra­gen sogar zur Bil­dung von Humus bei, der CO₂ aus der Atmo­sphä­re bin­det. Kuh­dung ein Top-Kli­ma­kil­ler, von wegen!

Es geht wei­ter mit ein paar Zah­len­bei­spie­len, in denen die Tier­hal­tung gegen den Auto­ver­kehr antritt - und gewinnt. Dem­nach tra­ge “der Ver­kehr zu 19 Pro­zent der Gesamt­emis­sio­nen in Deutsch­land bei, der Ver­dau­ungs­trakt der Kuh nur zu unge­fähr 3 Pro­zent.” Eine Quel­le bleibt die Autorin schul­dig. Ganz abge­se­hen davon, dass die Begriff­lich­kei­ten unglück­lich daher kom­men, weil hier rein seman­tisch 50 Mio. Fahr­zeu­ge mit einem ein­zi­gen Kuh­ma­gen ver­gli­chen werden. 

Schließ­lich erfährt der Leser, das Kuh­dung gut gegen das Insek­ten­ster­ben sei. Auch tra­ge der zur Bio­di­ver­si­tät bei, bie­te er doch Nah­rung für vie­le Insekten. 

Die Ant­wort der Jour­na­lis­tin auf die im Bei­trags­ti­tel gestell­te Fra­ge fällt also ein­deu­tig aus: Nein, die Kuh ist kein Klimakiller! 

Bauer Lorenz‘ Kühe sind nicht repräsentativ

Das ist zwar rich­tig. Was aber bei dem Fokus auf die Bau­er-Lorenz-Idyl­le im Arti­kel völ­lig außer Acht bleibt: Es gibt aktu­ell fast 1 Mil­li­ar­de Rin­der welt­weit (Sta­tis­ta). Für die­se Rin­der müs­sen Wei­de­land und Fut­ter­an­bau­flä­chen geschaf­fen wer­den. Dafür wer­den Ur- und Regen­wäl­der abge­holzt: allein zwi­schen 2019 und 2020 in der vier­fa­chen Grö­ße des Saar­lan­des. (Tages­schau).

Fut­ter und Fleisch wer­den zudem um die hal­be Welt trans­por­tiert - CO₂-Emis­sio­nen inklusive.

Und zum Methan: eine Stu­die der Uni Kiel kommt zum Schluss, dass jede Kuh - je nach Ras­se - im Mit­tel ca. 300 Gramm Methan am Tag ausstößt.

Das wären pro Jahr 1.095 Gt Methan im Jahr, die in die Atmo­sphä­re gelangen.

Die Autorin hät­te vor dem Hin­ter­grund die­ser  Zah­len zu dem Schluss kom­men kön­nen, dass Rin­der­hal­tung zumin­dest deut­lich kli­ma­freund­li­cher wäre, wenn alle Land­wir­te so wirt­schaf­ten und han­deln wür­den, wie Bio­bau­er Lorenz. Nicht die Kuh als Lebe­we­sen ist schuld am Kli­ma­wan­del, es ist viel­mehr die Art und Wei­se, wie wir mit ihr umge­hen, die Indus­tria­li­sie­rung der Land­wirt­schaft. Bau­er Lorenz’ Kühe sind dafür alles ande­re als repräsentativ.

nos


Die Bei­trä­ge im Medi­en­Check geben die Mei­nung der jewei­li­gen Autorin, bezie­hungs­wei­se des jewei­li­gen Autors wie­der.
Die­se muss nicht der Mei­nung von KLIMA° vor acht entsprechen.