Programmbeschwerde, Lokalzeit aus Köln vom 25 Januar 2023 (Screenshot)

Getting used to it…

KLIMA° vor acht hat wie­der ein­mal eine Pro­gramm­be­schwer­de ver­fasst. Dies­mal geht es um den Bei­trag Rie­sen-Solar­parks in Garz­wei­ler und Gre­ven­broich, der in der Sen­dung Lokal­zeit aus Köln am 25. Janu­ar 2023 aus­ge­strahlt wur­de (hier geht’s zum Video [You­Tube-Link]).
Der Bei­trag miss­ach­tet nach unse­rer Über­zeu­gung das Gebot der jour­na­lis­ti­schen Aus­ge­wo­gen­heit, wider­spricht der jour­na­lis­ti­schen Fair­ness und ver­stößt außer­dem gegen die WDR-Programmrichtlinien!

Unse­re Pro­gramm­be­schwer­de an den Inten­dan­ten des WDR, Tom Buhr­ow, im Wortlaut:

Pro­gramm­be­schwer­de: Bei­trag „Rie­sen-Solar­parks in Garz­wei­ler und Gre­ven­broich“ von Andre­as Turn­sek, gesen­det in den „Lokal­zeit aus Köln“ am 25. Janu­ar 2023 (Minu­te 17:35 – 21:10) und unter ande­rem ver­öf­fent­licht in der ARDARD Arbeits­ge­mein­schaft der öffent­lich-recht­li­chen Rund­funk­an­stal­ten der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land-Media­thek.

Sehr geehr­ter Herr Buhrow,

mit Befrem­den haben wir den Bei­trag zum Erneu­er­ba­re-Ener­gien-Pro­jekt von RWE “Rie­sen-Solar­parks in Garz­wei­ler und Gre­ven­broich” gesehen.

Der Bericht miss­ach­tet das Gebot der jour­na­lis­ti­schen Aus­ge­wo­gen­heit und ver­fehlt das Ziel, umfas­send, unab­hän­gig und sach­lich zu infor­mie­ren. Damit ver­stößt er gegen § 5 Abs. 5 und Abs. 6 des WDR-Geset­zes. Außer­dem ver­letzt er die WDR-Pro­gramm­richt­li­ni­en gemäß § 4a WDR-Gesetz. Des­we­gen rei­chen wir hier­mit eine förm­li­che Pro­gramm­be­schwer­de ein.

Zur Kri­tik im Einzelnen:

In dem Bericht kom­men aus­schließ­lich RWE-Mit­ar­bei­ten­de zu Wort. Das miss­ach­tet das Gebot der jour­na­lis­ti­schen Aus­ge­wo­gen­heit und wider­spricht der jour­na­lis­ti­schen Fair­ness (§ 5 Abs. 5 WDR-Gesetz). Außer­dem ver­stößt es gegen die WDR-Pro­gramm­richt­li­ni­en, in denen es heißt: “Der WDR infor­miert unab­hän­gig und über­par­tei­lich. Wir berich­ten wahr­haf­tig, fair und kom­pe­tent. Wir sind kei­ner Kon­flikt­par­tei ver­pflich­tet und hören immer auch die Gegen­sei­te. Wir nut­zen viel­fäl­ti­ge Quel­len und prü­fen ihre Vertrauenswürdigkeit.”

Der Bericht ver­mei­det es zudem in fahr­läs­si­ger Wei­se, die Geschäfts­zwei­ge von RWE im Bereich der erneu­er­ba­ren Ener­gien mit der Strom­erzeu­gung aus fos­si­ler Ener­gie - ins­be­son­de­re der Braun­koh­le­ver­stro­mung - ange­mes­sen, neu­tral und kri­tisch ins Ver­hält­nis zu set­zen. Der Bericht fokus­siert ins­ge­samt ein­sei­tig auf einen der klei­ne­ren Geschäfts­be­rei­che von RWE, den erneu­er­ba­ren Ener­gien.[1] Damit ver­stößt der Bericht gegen § 5 Abs. 5 des WDR-Geset­zes (“Der WDR soll in sei­ner Bericht­erstat­tung ange­mes­se­ne Zeit für die Behand­lung kon­tro­ver­ser The­men von all­ge­mei­ner Bedeu­tung vor­se­hen”) und § 5 Abs. 6 (“all­ge­mein, unab­hän­gig und sachlich”).

Eben­so wird nicht erwähnt, dass zuguns­ten des Braun­koh­le­ab­baus seit eini­gen Mona­ten ein Rück­bau erneu­er­ba­rer Ener­gien vor Ort statt­fin­det. Wäh­rend im Bericht die Rede von drei neu gebau­ten Wind­kraft­an­la­gen ist, wer­den tat­säch­lich bis 2024 acht Wind­kraft­an­la­gen im glei­chen Gebiet demon­tiert wer­den, um den Braun­koh­le­ab­bau zu ermög­li­chen. Damit ver­stößt der Bericht gegen das Gebot zur wahr­heits­ge­mä­ßen Bericht­erstat­tung (§ 5 Abs. 6 WDR-Gesetz).

Ins­ge­samt ent­steht durch die­se ein­sei­ti­ge und unkri­ti­sche Dar­stel­lung ein ten­den­ziö­ser und werb­li­cher Cha­rak­ter des Bei­trags. Er bie­tet weder eine the­ma­ti­sche Ein­ord­nung noch ist ein aktu­el­ler Anlass zur Bericht­erstat­tung erkenn­bar. Die zeit­li­che Nähe zu der Bericht­erstat­tung über die Räu­mung Lüt­zer­aths lässt aller­dings ver­mu­ten, dass RWE ein gro­ßes Inter­es­se an posi­ti­ver Bericht­erstat­tung hat­te und die Redak­ti­on für PR-Zwe­cke ein­ge­spannt haben könnte.

Mehr­fach wer­den in dem Bei­trag die WDR-Pro­gramm­richt­li­ni­en ver­letzt, die sich einem “regio­na­len Qua­li­täts­jour­na­lis­mus” ver­pflich­ten und in denen es heißt: “Wir kön­nen Unter­neh­men auch kri­tisch dar­stel­len, da wir nicht von Wer­bung abhän­gig sind. Allein jour­na­lis­ti­sche Kri­te­ri­en und erfolg­rei­che Recher­chen sind maß­ge­bend dafür, wel­che The­men behan­delt werden.”

Wir for­dern Sie dazu auf, zu die­sem Sach­ver­halt Stel­lung zu neh­men und bit­ten um eine geson­der­te Ant­wort zu der von uns vor­ge­brach­ten Beschwer­de.
 
Mit freund­li­chem Gruß
 
Frie­de­ri­ke May­er (1. Vor­sit­zen­de) Dani­el Kulms (Vor­stands­mit­glied)


[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/191047/umfrage/stromerzeugung-bei-rwe-nach-energietraeger/

Wir haben eine Antwort vom WDR erhalten!

Die Ant­wort von Tom Buhr­ow könnt ihr hier lesen.

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