Der KLIMA° vor acht-MedienCheck

KLIMA° vor acht for­dert mehr Kli­ma-Bericht­erstat­tung im deut­schen Fern­se­hen - vor allem beim öffent­lich-recht­li­chen Rund­funk. Doch ein “mehr” muss nicht unbe­dingt ein “gut” sein.

Ein beson­ders fol­gen­rei­ches Bei­spiel hat aus­ge­rech­net der Lei­ter der ZDFZDF Zwei­tes Deut­sches Fern­se­hen-Umwelt­re­dak­ti­on, Vol­ker Angres, Anfang August gelie­fert. In einem Inter­view zum neu­es­ten Bericht des Welt­kli­ma­rats IPCCIPCC Der Inter­go­vern­men­tal Panel on Cli­ma­te Chan­ge (IPCC) - oft als “Welt­kli­ma­rat” bezeich­net - ist eine Insti­tu­ti­on der Ver­ein­ten Natio­nen. In sei­nem Auf­trag tra­gen Fach­leu­te welt­weit regel­mä­ßig den aktu­el­len Kennt­nis­stand zum Kli­ma­wan­del zusam­men und bewer­ten ihn aus wis­sen­schaft­li­cher Sicht. wur­de Herr Angres zum Inhalt befragt. In dem mehr­fach aus­ge­strahl­ten Inter­view behaup­te­te der Umwelt-Exper­te, dass laut IPCC-Bericht künf­tig neue, moder­ne Koh­le­kraft­wer­ke in Staa­ten wie Indi­en und Süd­afri­ka gebaut wer­den müss­ten, um den Kli­ma­schutz zu stär­ken. “So komisch das auch klin­gen mag”, wie Vol­ker Angres selbst dazu sag­te, so falsch war sei­ne Aus­sa­ge. Denn in besag­tem Bericht hat­te der Welt­kli­ma­rat nichts der­glei­chen erwähnt, geschwei­ge denn empfohlen.

Die Absur­di­tät (und Falsch­heit) die­ser Aus­sa­ge fiel vie­len Zuschauer*innen sofort auf. Und das hat­te Fol­gen: Beim ZDF gin­gen gleich meh­re­re Pro­gramm­be­schwer­den in der Sache ein - auch von uns. So vie­le, dass sie nun in einer Sam­mel­kla­ge zusam­men­ge­fasst wur­den. Eine end­gül­ti­ge Stel­lung­nah­me des Inten­dan­ten steht noch aus.

Das Pro­blem: sehr vie­le Men­schen hat­ten das Inter­view gese­hen. Und deut­lich weni­ger dürf­ten wis­sen, dass Herr Angres “Fake News” ver­brei­tet hatte.

Der Vor­teil der Mas­sen­me­di­en - eben Mas­sen medi­al errei­chen zu kön­nen - bedeu­tet gleich­zei­tig den Nach­teil, dass auch Fehl­in­for­ma­tio­nen (sei es durch Irr­tum, Vor­satz oder Aus­las­sung) ver­brei­tet werden.

Je häu­fi­ger Print, Hör­funk, Fern­se­hen und Online-Medi­en über das kom­ple­xe The­men­feld Kli­ma­wan­del berich­ten, um so höher ist die Wahr­schein­lich­keit, dass nicht alle ver­brei­te­ten Infor­ma­tio­nen kor­rekt sind. 

Daher will KLIMA° vor acht die Kli­ma­be­richt­erstat­tung genau­er unter die Lupe neh­men. Unse­re Redak­ti­on schaut sich künf­tig Bei­trä­ge in Radio, TV, Print und online genau­er an. Wir wol­len die Aspek­te her­aus­stel­len, die nicht (ganz) der Wahr­heit oder dem Stand des aktu­el­len Wis­sens ent­spre­chen: gleich, ob es um Zah­len, Ver­hält­nis­se, Aus­sa­gen oder Ver­knüp­fun­gen geht. Dabei wol­len wir nie­man­den an den Pran­ger stel­len. Viel­mehr wol­len wir anhand kon­struk­ti­ver Kri­tik zei­gen, wie es die Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen bes­ser machen könn­ten. (Und viel­leicht lesen sie unse­ren Blog ja dann auch).

Aller­dings wol­len wir auch “Per­len” der Bericht­erstat­tung her­vor­he­ben. Dann näm­lich, wenn eine Bericht­erstat­tung inhalt­lich, didak­tisch und sti­lis­tisch so gut ist, dass sie als Vor­bild für ande­re jour­na­lis­ti­sche For­ma­te die­nen kann.

Mitmachen erwünscht

Dafür haben wir den KLIMA° vor acht-Medi­en­Check ins Leben geru­fen. Hier stel­len wir unse­re “Fund­stü­cke” aus pro­ble­ma­ti­schen Medi­en­er­zeug­nis­sen vor.

Dabei könnt ihr uns hel­fen: Wenn euch beim Lesen, Hören oder Zuschau­en von Berich­ten oder Bei­trä­gen, Doku­men­ten oder Talk­shows über die Kli­ma­kri­se auf­fällt, dass etwas “nicht stimmt”, dann gebt uns ger­ne Bescheid.

Wir star­ten zunächst mit einer Pilot­pha­se, um Erfah­run­gen zu sam­meln, wie es ist, wenn wir unse­ren Medi­en­Check in die Tat umset­zen. Wie kom­pli­ziert ist es? Wie auf­wän­dig? Was brau­chen wir, um eines Tages ein kon­ti­nu­ier­li­ches Medi­en-Moni­to­ring in Sachen Kli­ma­be­richt­erstat­tung rea­li­sie­ren zu können?

Bis dahin bit­ten wir um Geduld, wenn neu­en Blog-Bei­trä­ge anfangs viel­leicht nur tröpf­chen­wei­se erscheinen. 

Doch wir ver­spre­chen, uns zu bemü­hen, dass es mehr wird.

Eure KLIMA° vor acht-Redak­ti­on


Die Bei­trä­ge im Medi­en­Check geben die Mei­nung der jewei­li­gen Autorin, bezie­hungs­wei­se des jewei­li­gen Autors wie­der.
Die­se muss nicht der Mei­nung von KLIMA° vor acht entsprechen.